Auszug aus dem Interview: Chefs müssen weg vom Kontrolldenken
Matthias Will (Leiter der Frankenpost -Wirtschaftsredaktion) im Gespräch mit Theo Bergauer zum Thema Homeoffice
Corona verändert die Arbeitswelt spürbar.
Immer mehr Menschen arbeiten im Homeoffice. Wie sieht Unternehmenscoach Theo Bergauer diese Entwicklung?

Herr Bergauer, Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) will den Dienst im Homeoffice gesetzlich regeln. Muss das sein?
Nein. Mir scheint, als möchte der Bundesarbeitsminister damit vor allem zeigen, dass die Politik dem Trend „Arbeit 4.0“ Rechnung trägt. Aber die Entscheidung, ob es Homeoffice geben soll oder nicht, sollte nicht der Gesetzgeber treffen, sondern die Unternehmen.
Die Verantwortlichen dort wissen selbst am besten, wie die Organisationsstruktur aussehen soll. Es ist wichtig, die Unterschiede bei den Mitarbeitern zu beachten. Auf der einen Seite gibt es diejenigen, die aufblühen und dann besonders gut sind, wenn man ihnen viel Freiraum gewährt.
Auf der anderen Seiten haben die Chefs auch Beschäftigte die eine enge Führung brauchen – und oft auch wollen. Diese Mitarbeiter tun sich eher schwer damit, sich selbst zu organisieren.
Stattdessen benötigen sie ständig Feedback vom Chef. Sie fühlen sich ohne permanenten Kontakt zu ihm unsicher. Ich befürchte, dass ein gesetzliches Recht auf Homeoffice statt der erhofften Flexibilität eher Bürokratismus bringt, der die Firmen zusätzlich belastet.
Außerdem schätzen Experten, dass nur etwa 40 Prozent der Arbeitnehmer theoretisch hin und wieder im Homeoffice arbeiten könnten.
Wird die Corona-Krise unsere Arbeitswelt nachhaltig verändern?
Ja. Viele Unternehmen haben positive Erfahrungen etwa mit Homeoffice oder Video-Konferenzen gemacht oder machen sie noch immer. Oft wird sogar besser zugehört und die Agenda konzentrierter verfolgt als in den traditionellen Meetings im Konferenzraum. Und viele Chefs merken, dass man nicht ständig die Mitarbeiter per Flugzeug, Bahn oder Auto durch die Gegend schicken muss, um Konzepte, Strategien oder ähnliche Dinge mit den Kollegen an anderen Standorten zu besprechen.
Das gesamte Interview finden Sie hier