Theo Bergauer im Gespräch mit Henry Maske zum Thema SOUVERÄNITÄT
Wer etwas wirklich will, der kann es auch erreichen
Henry, du hast in Deutschland das Boxen salonfähig gemacht, hast am und im Ring wie kein anderer Souveränität bewiesen. Über viele Jahre hinweg hast du nicht nur generell ein hohes Fitness-Level gehalten, sondern vor einem Kampf noch einmal alle Kräfte auf dieses Ereignis ausgerichtet, hast trainiert – Stunde um Stunde, Tag für Tag, Woche für Woche. Ich habe deine Disziplin immer bewundert. Woher nimmst du die Kraft für dein Engagement?
Henry Maske: Ich denke, bis ans Äußerste seiner Kräfte zu gehen, wie bei einem Boxkampf und schon in der Vorbereitungsphase, u. a. durch hartes und diszipliniertes Training, erfordert eine große Leidenschaft. Diese Leidenschaft verwende ich ebenso außerhalb des Rings. Nicht nur dort kämpfe ich für den Sieg, sondern auch in meiner Stiftung für Jugendliche, als Unternehmer und nicht zuletzt als Mitglied meiner Familie, in der ich natürlich für das Glück meiner Frau und unserer Kinder kämpfe. Wichtig ist, dass du für dich entscheidest, für was es sich lohnt, einen persönlichen Einsatz zu bringen und dann – ohne Wenn und Aber – dein ganzes Denken und Tun einbringst.
Das Thema Wort halten ist hier z. B. ein wichtiges Stichwort und ich bin auch heute noch erstaunt, wie sehr du immer wieder zu deinem Wort stehst.
Henry Maske: Wenn ich eines über mich selbst sagen kann, dann das: Ich stehe zu meinem Wort! Oder habe zumindest den Anspruch, es zu tun. Theo, du kannst vielleicht jedem anderen, der dich nicht so gut kennt, etwas vormachen, nur dir selbst nicht. Ich wollte und will mir selbst nicht wortbrüchig werden. Da musste ich natürlich gerade in meiner Zeit als aktiver Sportler, der im Rampenlicht steht und bei dem das Medieninteresse entsprechend groß ist, aufpassen, dass ich manchmal nicht zu viel hinausposaunt habe.
Viele haben ja nicht verstanden, warum du nach 10 Jahren noch einmal in den Ring gestiegen bist, obwohl du zuvor deinen endgültigen Abschied verkündet hattest.
Henry Maske: Bei meinem ersten Kampf gegen Virgil Hill 1996 hatte ich zuvor entschieden, das wird heute mein letzter Kampf und – trotz Niederlage – habe ich mir und meiner Familie gegenüber Wort gehalten. Auch, wenn es in diesem Moment sehr schwer für mich war. Aber ich hatte noch andere Ziele im Leben. Aber dann kommt irgendwann, Jahre später, immer wieder der Gedanke: „Du hast deine Boxerlaufbahn nicht so beendet, wie du es eigentlich wolltest.“ oder „Wer weiß, vielleicht könntest du es doch noch einmal packen?“ und irgendwann auch der Entschluss „Du kannst Virgil Hill besiegen!“ und dann gab es für mich nur noch ein großes Ziel: Diesen Kampf zu gewinnen – zuerst natürlich gegen mich selbst, denn bei aller guten Fitness bedeutet es natürlich schon noch einmal eine enorme Anstrengung und eiserne Disziplin, mit 42 und nach 10 Jahren Abwesenheit vom Profi-Boxen wieder in den Ring zu steigen.
Und du hast die Sensation geschafft! Und damit wieder einmal bewiesen, dass du den Imagewandel im Boxsport über dein ganzes aktives Boxerleben und darüber hinaus entscheidend geprägt hast. Max Schmeling hat einmal über dich gesagt: „Sein Auftreten, sein Verhalten, nicht zuletzt auch außerhalb des Rings, imponieren mir. Mit ihm kommt der Boxsport zumindest gedanklich von St. Pauli weg. … mit ihm hat der deutsche Profiboxsport endlich wieder eine echte Identifikationsfigur.“
Henry Maske: Wenn eine Box-Legende wie Max Schmeling einem eine solche Achtung und Wertschätzung entgegenbringt, dann ist das natürlich etwas ganz Besonderes und ich bin sehr stolz darauf. Als ich selbst mit sieben Jahren zum Boxsport kam, wurde ich durch ein Umfeld von engen Bezugspersonen geprägt, das mich von Kindheit an in besonderer Weise unterstützte und mir den nötigen Halt für meine Karriere, aber auch meine persönliche Entwicklung ermöglichte. Ich betrachte es immer noch als das größte Glück meiner Karriere, durch den Boxsport nicht nur früh das gefunden zu haben, was mich begeisterte, sondern auch die Menschen, die mir halfen, meine Vision zu verwirklichen.
Henry, gibt es ein besonderes Geheimnis deines Erfolgs – im Boxring und darüber hinaus?
Henry Maske: Es gibt da kein Geheimnis. Es war viel einfacher: Ich habe in all den Jahren mein Ziel nie aus den Augen verloren. Wer ein klares Ziel hat, der kann immer noch stolpern, aber er stolpert nicht so schnell wie andere. Das ist vielleicht die wichtigste Erfahrung, die ich in meiner Karriere gemacht habe. Mein Ziel hat mich immer motiviert, und diese Motivation hat ungeheure Energien freigesetzt. Aber ich habe auch gelernt, dass selbst die beste Motivation nichts nützt, wenn der Wille zur Leistung nicht da ist. Wenn du etwas wirklich willst und alle Hebel dafür in Bewegung setzt, dann kannst du es auch schaffen. Dann stehst du immer wieder auf, wenn du einmal gefallen bist, und gehst unbeirrt weiter, bis du das Ziel erreicht hast.